Gefährliche Keime im Trinkwasser
Im Wasserdampf können sie sich zu Hunderten tummeln – und einmal eingeatmet gefährlich werden: Legionellen (Legionella pneumophila). Die Erreger gedeihen vor allem in warmem Süßwasser und werden meist über das Wasser aus den Leitungen übertragen.
Aus den Wasserwerken kommt das Wasser in aller Regel in bester Qualität. Verunreinigt wird es auf den letzten Metern – in den hauseigenen Installationen. Hier kann ein sogenannter Biofilm entstehen, in dem sich Bakterien ansiedeln und vermehren können.
Die Entstehung des Biofilms hängt maßgeblich vom Material der Leitungen und Armaturen ab. So fördern zum Beispiel Gummi und Kunststoffanteile die Biofilmbildung.
Legionellen können schwere Lungenentzündung auslösen
Werden Legionellen zum Beispiel beim Duschen oder über Klimaanlagen, Whirlpools oder Inhalationsapparate eingeatmet, können sie beim Menschen schwere Lungenentzündungen, Harnweginfekte und grippeähnliche Erkrankungen auslösen.
In Hamburg werden bei rund zehn Prozent der regelmäßig durchgeführten Wasserproben in öffentlichen Gebäuden und privaten Haushaten Legionellen gefunden. Deutschlandweit erkranken jährlich 15.000 bis 30.000 Menschen an der Legionärskrankheit (Legionellose), schätzen Experten.
Legionellen können sich massenhaft vermehren
Ein Problem ist, dass in Zeiten hoher Heiz- und Wasserkosten viele Privathaushalte und öffentliche Einrichtungen die Wassertemperatur drosseln. Legionellen vermehren sich optimal bei etwa 35 Grad Wassertemperatur. Erst bei Temperaturen von über 60 Grad werden sie sicher abgetötet. Da vielerorts auch die Wassernutzung erheblich zurückgegangen ist, können sich Legionellen in den Rohren massenhaft vermehren und schnell zur Gefahr werden.
Gefährdet durch die Bakterien sind vor allem Menschen mit Grunderkrankungen, einem geschwächten Immunsystem und Ältere. Ist die Keimzahl im Wasser besonders hoch, kann es auch Gesunde treffen.
Erreger mit einem Test leicht nachweisbar
Eigentlich sind die Erreger mit einem einfachen Test im Urin leicht nachweisbar. Doch dieser Test wird nicht automatisch bei jeder Lungenentzündung durchgeführt, sondern oft nur in schweren Fällen, die auf der Intensivstation behandelt werden. Daher weiß ein Patient oft nicht, ob Legionellen die Auslöser der Krankheit sind. Wird er mit einem Antibiotikum behandelt, wirkt das auch gegen unerkannte Legionellen, so Experten. Doch eventuelle Keimherde, wie zum Beispiel die heimischen Wasserrohre, werden dann nicht erkannt und bekämpft. Der Betroffene wird sich früher oder später wieder anstecken und erneut eine gefährliche Lungenentzündung bekommen. Experten fordern darum, den Schnelltest auf Legionellen regelmäßiger durchzuführen.
Wie kann man vorbeugen?
Als Vorsichtsmaßnahme gegen eine Legionellose, sollte man die Dusche bei geöffnetem Fenster einige Minuten laufen lassen und sich dabei nicht im Bad aufhalten. Das reduziert die Keime. Das gilt vor allem auch im Urlaub. Generell, so die Experten, sollte man überall dort aufpassen, wo feiner Wasserdampf entsteht.
Wer länger als drei Tage verreist war, sollte alle Leitungen im Haus durchspülen, bis Frischwasser aus dem Hahn kommt. Das merkt man daran, dass das Wasser deutlich kälter ist. Außerdem sollten Wasserhähne inklusive Perlatoren regelmäßig gereinigt und entkalkt werden, um den Bakterien den Nährboden zu entziehen.
(Quelle: ndr.de)